Toxoplasmose (Parasiten)
Katzen nehmen aus der Umwelt sporulierte Oozysten oder infizieren sich über Toxoplasma-Zysten aus Zwischwirten. Im Darm werden die Sporozoiten aus den sporulierten Oozysten frei und gelangen über Blut und Lymphe in Organe und Gewebe. Nach einer ungeschlechtlichen Vermehrung geht es zurück in den Darm, dort erfolgt eine geschlechtliche Vermehrung mit Oozysten als Endprodukt. Toxoplasma-Zysten machen ihre Vermehrungen im Darm und kommen schneller zur Ausscheidung der Oozysten.
Gesunde Katzen durchlaufen die Vermehrung und können bei hoher Oozystenausscheidung leichten Durchfall zeigen. Nach Infektion über Zwischenwirte ist leichtes Fieber möglich mit Lymphknotenbeteiligung.
Jungkatzen und geschwächte Alttiere können einen akuten Verlauf zeigen mit Fieber, Dyspnoe, Husten, Durchfall, Gelbsucht, Paralysen.
Eine Infektion während der Trächtigkeit gefährdet die Welpen wie Babys beim Mensch.
Nach mehrmaliger Reinfektion wird eine belastbare Immunität gebildet und Oozysten nicht mehr ausgeschieden. Krankheitsbedingt kann das aber aufgehoben werden.
ZNS- und Augensymptome kommen wahrscheinlich eher bei einer reaktivierten Infektion vor. Granulome im Rückenmark oder Kopf erzeugen Ausfallserscheinungen, Immunreaktionen Uveitiden.
Antikörper im Serum bestätigen nur eine durchlaufende Infektion, Kotproben können eine (zu diesem Zeitpunkt) erfolgte Ausscheidung nachweisen. Es kommt also auf die Fragestellung an, was wie untersucht wird.
Wiederholte Kotuntersuchungen können seronegativen Schwangeren eine gewisse Beruhigung verschaffen.
Verläufe von Antikörpertitern können hilfreich bei ZNS-Symptomen sein.
IgM ist hoch bei akuten Infekten (auch nicht sofort, braucht min.1 Woche [4 bis 6], kann gar nicht kommen), IgG zieht nach (M fällt wieder ab), ein Titerabfall nach Erholung bestätigt den Erkrankungsverdacht. Hohe Titer können aber auch über Jahre bestehen bleiben.
Andere Laborwertveränderungen sind unspezifisch: Leukozytose (Genesungsphase), Leukopenie, Eosinophilie, Hypoalbuminämie, Proteinurie, Proteinerhöhung im Liquor.
- akut: Entzündung von Darm, (Herz!)Muskel, Gehirn, Lunge, Leber
- Augenentzündungen (Uveitis, Retinitis, Chorioretinitis)
- Todesfälle von Welpen (Pneumonie, Hepatitis, Myocarditis, Enzephalitis, Nephritis)
- chronisch: epileptische Anfälle, Erbrechen, Abmagerung, Anämie, Aborte
- über die Myositis: Hyperästhesien, Lahmheiten
Zur Behandlung kommen Clindamycin, Enrofloxacin oder Sulfonamid/Trimethoprim zum Einsatz, wobei Zystenstadien nicht wirklich erreicht werden.
Bei Enzaphalomyelitis ist Clindamacin Mittel der Wahl. Es kann mit Sulfonamid/Trimethoprim kombiniert werden, Folsäure oder Bierhefe sollte dann zur Vermeidung einer Knochenmarkssuppression dazu gegeben werden.
Seronegative Schwangere könnten per Dauermedikation mit Toltrazuril eine Ausscheidung von Oozysten unterbrechen (zur Infektionsprophylaxe), aber andere vorbeugende Maßnahmen greifen auch gut, so dass die Katze so nicht belastet werden muß!
Sporulierte Oozysten müssen oral aufgenommen werden. Dazu ist kein Kontakt zu Katzen nötig. Die sporulierten Oozysten besitzen in der Umwelt eine hohe Widerstandskraft. Infektionsquellen sind also vor allem Sand (-kasten Kinder) und Boden (Gartenarbeit). Genauso infizieren sich Tiere und dann den Mensch durch Aufnahme zystenhaltigen Fleisches. Ebenso kommen kontaminiertes Wasser, Obst und Gemüse in Frage. Die Verbreitung im Freien übernehmen Wasser, Insekten, Regenwürmer, Schnecken.
Menschen durchlaufen die Besiedlung der Organe ebenfalls über Blut und Lymphe. Die meisten bemerken eine Infektion gar nicht, wenige haben Kopf- und/oder Gliederschmerzen, Temperaturerhöhung und eventuelle reagierende Lymphknoten. Personen mit schlechtem Immunstatus können aber sogar an einer Enzephalitis versterben.
Eine Erstinfektion in der Schwangerschaft gefährdet den Fötus je weiter die Gravidität fortgeschritten ist. In frühen Stadien kann das Baby verloren werden, vor allem bei Erstinfektion im letzten Drittel kommt es zu schweren Schädigungen der Frucht. Auch wenn die Sorge um den ersehnten Nachwuchs nur allzu verständlich ist – sollten bei Eintritt der Schwangerschaft noch keine Antikörper vorliegen (negativ getestet), verbannen sie nicht ihre Katze(n) oder geben sie weg, diese ist das geringste Risiko. Reinigen sie (oder z.B. der Kindsvater) das Katzenklo mit Handschuhen (rein vorsichtshalber), aber viel wichtiger essen sie kein rohes Fleisch und machen keine Erdarbeiten ohne Handschuhe!
- Oozysten werden unsporuliert ausgeschieden, es dauert min. 24h bis zur Sporulation, erst dann sind sie infektionstüchtig (und schwer abzutöten) → täglich min. 1x Katzentoilette reinigen und desinfizieren als (Re)Infektionsprophylaxe. !Tierheime, Pensionen, stationäre Unterbringung … (dann ist auch kein schwangeres Personal gefährdet!)
- Handelsübliche Desinfektionsmittel sind zur Abtötung sporulierter Oozysten ungeeignet (dampfen hilft).
- Toxoplasmenoozysten sind mikroskopisch nicht von Hammondia oder Besnoitia unterscheidbar (die Diagnose wird immer Toxoplasma lauten).
- Eine Verhinderung der Infektion der freilaufenden Katzen ist wegen des Verzehrs von Nagern und Vögeln nicht möglich.
- Wohnungskatzen können sich über Kakerlaken infizieren.
- Sammelkotproben machen auf Grund intermitierender Ausscheidung eine Kotuntersuchung sicherer.
- Kaninchen und Meerschweinchen können unter Umständen Oozysten im Fell tragen (Garten).
- Toxoplasmen können Verhaltensänderungen verursachen: langsamere Reaktionen (Unfallgefahr im Strassenverkehr erhöht), Unpünktlichkeit, Frauen mütterlicher, Depressionen…, Nager verlieren ihre Scheu vor Katzen
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