Würmer: Spulwürmer, Hakenwürmer, Bandwürmer und Herzwürmer (Parasiten)
Spulwürmer wandern während ihrer Entwicklung durch den Körper. Im Darm bohren sich die Larven durch die Schleimhaut in den Blutkreislauf und in die Körpergewebe. In der Lunge wird ein Teil zu jungen Spulwürmer, die hochgehustet und wieder abgeschluckt werden, wo sie dann wieder im Darm als Adulte sich vom Verdauungsbrei ernähren. Ein anderer Teil der Larven kapselt sich im Gewebe ab und liegt auf Warteposition. Im Gesäuge z.B. erfolgt die Reaktivierung mit der Milchbildung! Die Schäden für das Tier entstehen v.a. bei der Körperwanderung in den Organen (Leber, Lunge) durch Entzündungserscheinungen. Die erwachsenen Würmer im Darm entziehen dem Tier die Nährstoffe, was zu struppigem Fell, Abmagerung und Bauchschmerzen führen kann. Verdauungsstörungen in Form von Durchfällen auch im Wechsel mit Verstopfung sind möglich. Husten und „Wurmbäuche“ weisen auf eine massive Verwurmung hin.
Hakenwürmer können sich durch die Haut bohren und machen damit zusätzlich Schäden in der Haut (Pfoten!). Außerdem saugen sie viel Blut und schwächen das Immunsystem. (Keine Impfung ohne vorherige Wurmkur!) Es können Anzeichen einer Blutarmut auftreten (Müdigkeit und Schwäche) und blutiger Kot.
Herzwürmer reizen die Wände der Blutgefäße und des Herzens, behindern den Blutfluss und können als Knäuel Gefäße verschließen. Der Tod des Tieres ist möglich.
Bandwürmer beißen sich fast alle in der Darmschleimhaut fest, verursachen dort eine Zerstörung der Darmzellen und eine Entzündung mit Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung wegen Wurmknoten. Die reifen Bandwurmglieder wandern aus und verursachen Juckreiz am After. Echinococcus granulosus und multilocularis (sehr klein, wenige Glieder) heften sich nicht am Darm an und verursachen selbst bei massivem Befall in der Regel keine Symptome bei Katzen.
Werden adulte Spul- oder Hakenwürmer erbrochen oder mit dem Kot ausgeschieden (Verwurmung nicht mehr nur geringgradig!), ist es eine „Blickdiagnose“. Ebenso bei großen Bandwürmern und deren Gliedern.
Bei Verdacht auf Wurmbefall kann unter dem Mikroskop auf Wurmeier untersucht werden. Sind im Nativausstrich nicht schon die Eier (oder Larven) zu finden, kann mittels Flotation eine Anreicherung und erneute Mikroskopie erfolgen. Eine Unterscheidung der Würmer anhand der Eier ist möglich, eine Bestimmung, welcher Bandwurm vorliegt, nicht immer. Nicht bei jedem Kotabsatz müssen Wurmeier enthalten sein.
Herzwürmer sind nur mittels einer Blutuntersuchung zu finden. Entweder sucht man in Kapillarblut nach Mikrofilarien (nicht immer zu finden) oder macht einen für Katzen speziellen Antikörpertest (frühestens 6 Monate nach möglicher Infektion).
- Oral: putzen von Fell, Ablecken von Welpen, Schnüffeln an kontaminierter Erde, mit Muttermilch, über Fehlwirte (Nager [Mäuse])
- percutan (nur Hakenwürmer)
- über Vektoren (Mücken – Herzwurm)
- über Zwischenwirt – Bandwürmer
- Flöhe, Haarlinge – Gurkenkernbandwurm = Dipylidium caninum
- Mäuse, Ratten, Hasen, Kaninchen –Taenien (Taenia taeniaeformis bei Katzen), Echinococcus multilocularis
- fast alle Säugetiere – Echinococcus granulosus
Die Möglichkeit oder das Risiko, sich mit Würmern zu infizieren ist nicht für jede Katze gleich, so daß Entwurmungen an Alter und Lebensweise angepasst werden sollten. Genauso muß das Entwurmungspräparat dem vorliegenden Befall (exakte Diagnose und dann Bevorzugung Monopräparat vor Kombipräparat), die Wiederholungen dem Zyklus des Parasiten, aber auch dem Machbaren (in die Katze hinein bekommen) entsprechen. Dabei ist die antiparasitäre Behandlung aber nur ein Teil der Parasitenbekämpfung, dazu gehören auch Hygienemaßnahmen zur Reduzierung das Parasitendrucks und der Reinfektion, Hygiene bezüglich Futter, Ausläufe, Gärten, Zwinger, Katzenklo… (Kotbeseitigung, Behandlung Lagerstätten, Katzenklo schrubben) und Bekämpfung von Überträgern / Zwischenwirten (Fliegen, Flöhe …).
Während mit Praziquantel bei einer einmaligen Behandlung Bandwürmer sicher bekämpft werden (bei massivem Befall mit Echinococcen werden 2d empfohlen), ist bei den meisten Mitteln gegen Rundwürmer eine dreitägige Behandlung nötig. Die neueren Mittel davon (Fenbendazol, Flubendazol) besitzen eine gute Verträglichkeit bei geringer Toxizität, sollten aber nicht an tragende Tiere verabreicht werden da sie teratogen oder embryotoxisch sind. Für Pyrantel konnte das nicht festgestellt werden, somit ist es für tragende Tiere zugelassen, aber seine Wirkung entfaltet es fast nur im Darm, deswegen erreicht es keine Larven im restlichen Körper, und deswegen wird seine gleiche Wirkung im Körper des Tieres vernachlässigt. Für bzw. gegen Pyrantel werden zunehmend Resistenzen beobachtet (und abgestritten).
Selamectin wird langsam über die Haut resorbiert (nicht oral oder in die Ohren geben) und kann adulte Spul- und Hakenwürmer (keine Herzwürmer) und Larve 3 und 4 der Herzwürmer (somit Prophylaxe möglich) bekämpfen. Wirkspiegel bestehen bis zu 30 Tage, deswegen ist es monatlich vorgesehen. Durch die Aussscheidung mit dem Kot, Fischtoxizität und langer Persistenz besteht eine gewisse Umweltbelastung.
Ein Fermentationsprodukt eines Strahlenpilzes sind Milbemycine (Milbemycin D, Milbemycinoxim, Moxidectin). Vom Milbemycinoxim gibt es z.Z nur Kombiprodukte entweder mit Floh- und Herzwurmvorbeuge zur Bekämpfung adulter Spul- und Hakenwürmer oder mit einem Bandwurmmittel gegen adulte Nematoden, Bandwürmer und zur Herzwurmprophylaxe.
Achtung, ich bin kein Pharmakologe und empfehle deswegen, immer den Beipackzettel zu lesen (und nach nicht aufgeführten Inhaltsstoffen zu googeln, manche Beipackzettel scheinen nicht komplett zu informieren).
Entwurmungsstrategien/Vorschläge/Diskussionsgrundlage:
Katzenwelpen werden nicht bereits im Mutterleib mit Würmern infiziert (Hundewelpen schon), kommen also wurmfrei zur Welt. Ab jetzt ist es eine Frage, ob und wenn womit die Infektion erfolgt, eine Re- oder Wiederinfektion wahrscheinlich ist…
Die erste Quelle ist natürlich die Muttermilch über aktivierte Larven aus dem Gesäuge. Dazu (sollten nicht) kommen Flöhe oder Läuse der Mutterkatze. Die Welpen infizieren sich also an der Mutter, die Mutter wieder zurück beim Belecken der Welpen und die Geschwister untereinander beim Spiel und gemeinsamen Klo. Deswegen wird eine Entwurmung von Mutter mit Welpen ab der dritten Lebenswoche im 2 bis 3wöchigen Abstand und noch mindestens eine Wurmkur NACH Verlassen der Kinderstube empfohlen.
Unterscheiden muß man zwischen Prophylaxe und Behandlung. Bei Behandlung ist natürlich das passende Mittel nach exakter Diagnose unumgänglich. Über alles andere läßt sich streiten. In Endemiegebieten wird für Freigänger möglicherweise eine monatliche Wurmkur vorgeschlagen (hinsichtlich der Risiken für das (Über)Leben des Menschen zumindest nachvollziehbar), in den meisten Fällen wird 3-4x/Jahr einfach eine Wurmkur gemacht (sofern nicht dazwischen Anzeichen für einen Wurmbefall sprechen).
Wohnungskatzen haben ein wesentlich geringeres Risiko, aber an Schuhen, Händen und Fliegen können infektiöse Eier mitgebracht und über rohes Fleisch Finnen verfüttert werden. Durch entsprechende Hygiene und Fleischkontrolle hat man einen Einfluss darauf. Eine 1xjährliche Entwurmung erscheint ausreichend (oder immer noch übertrieben?) (und erfolgt sinnigerweise kurz vor einer geplanten Impfung).
Prophylaktische Entwurmungen werden nicht zu Unrecht immer wieder angezweifelt. Die Alternative dazu sind regelmäßige Kotuntersuchungen, um das sicherer zu machen (den Befall sicher nachzuweisen) untersucht man Sammelkotproben.
Nachfolgende Tabelle von Entwurmungspräparaten erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und soll nur einen Überblick verschaffen (was man nicht nimmt z.B.)…
Spulwürmer: Die Infektion erfolgt durch versehentliches Verschlucken von Eiern aus dem Fell von Tieren, von Gegenständen, pflanzlichen Nahrungsmitteln, Eiern aus dem Boden, Spielkastensand (Kindergarten!) … vom Kothaufen ist nichts mehr zu sehen, aber infektiöse Eier sind noch da (Schuhsohlen → Wohnungskatzen!). Die Larven machen ihre Körperwanderung in Leber, Lunge, Auge, Muskulatur mit Gewebszerstörungen, Blutungen und Entzündungsreaktionen. Asthmatischer Husten, Leberentzündung, Herzmuskelentzündungen oder Netzhautablösungen mit Erblindung sind möglich. Spulwürmer, die sich beim Mensch zu adulten entwickeln, werden über ungewaschenes Gemüse und Salate oder verschmutztes Trinkwasser übertragen (Hygienekontrolle in Kindereinrichtungen, denn diese Würmer sind als Eier im Stuhl zu finden!).
Hakenwürmer können sich als Larven zusätzlich durch die Haut bohren (Sandkasten, Strand, Wiese) und wandern dann mit sichtbaren roten Bohrgängen unter der Hautoberfläche. Ihre Ausscheidungsprodukte können allergische Reaktionen mit heftigem Juckreiz hervorrufen.
Für Herzwürmer ist der Mensch nur Zufallswirt, da keine Entwicklung im Mensch abläuft, verursachen sie keine Beeinträchtigungen.
Der Gurkenkernbandwurm entwickelt sich nach versehentlicher Aufnahme von Flöhen (Katze im Bett) im Mensch weiter zum erwachsenen Bandwurm, heftet sich am Darm an und verursacht gleiche Beschwerden wie bei Katzen.
Taenien haben ein hohes Vermehrungspotenzial und sind (als Eier) sehr widerstandsfähig in der Umwelt auch gegen Frost. Die Eier werden zum Beispiel über Fliegen verbreitet, von Zwischenwirten (Wiederkäuer, Hasen, Kaninchen, Ratten, Mäuse…) aufgenommen, entwickelt sich in diesen zu Larven und siedelt sich im Körper ab, wo sie warten, (als Fleisch) vom Endwirt (Katze) verzehrt zu werden, um die Entwicklung zum adulten Bandwurm abzuschließen. Menschen infizieren sich wie Zwischenwirte, auf der Körperwanderung können Gelenkbeschwerden oder schmerzhafte Knoten im Muskel- und Bindegewebe entstehen (Herzmuskel!). Eine Ansiedlung im Kopf kann zu zentralnervösen Störungen (Schwindel, Anfälle, Lähmungen) führen.
Echinococceneier werden oral aufgenommen über Streicheln (Eier im Fell, tote Füchse anfassen), Spielkastensand, ungewaschene Waldfrüchte (Pilze, Beeren), Fallobst, Erde bzw. Grünflächen (Stadtfüchse), Waldarbeiten… Ihre Gefährlichkeit begründet sich darin, daß vorwiegend die Leber (auch die Lunge) als Absiedlungsort fungiert und durch die Zysten regelrecht zerstört wird.
- Handschuhe bei Gartenarbeit
- Pilze, Beeren… waschen
- Schuhe vor die Wohnungstür
- Kotproben für Wurmuntersuchungen über 3Tage sammeln
- Parasiten können eine Eosinophilie (im Blutbild) verursachen (Umkehrschlußfolgerung!)
- nach jeder erfolgreichen Flohbehandlung Wurmkur oder Kotprobe
- keine Experimente bei der Behandlung von Herzwürmern, das Leben ihres Tieres steht auf dem Spiel!
- Taenien werden auch über Wiederkäuer (Rind, Schaf, Ziege) und Schweine übertragen (Rohes!)
- Taenien-Eier sind mikroskopisch nicht von Echinococcus multilocularis -Eiern unterscheidbar!
- Echinococcen-Eier besitzen eine hohe Widerstandskraft und überstehen auch Gefriertemperaturen über längere Zeit
Fragen zum Beitrag bitte in die Diskussion oder an fragen@katzennetzwerk.de
Mit Absenden der Email erklärst Du Dich einverstanden, dass Deine Frage ohne Nennenung eines Namens auch in der öffentlichen Diskussion erscheinen darf.
Herzlichen Dank an unsere Netzwerkerin Hummel, für die Erstellung dieses Beitrags!
Hier geht es zu ihrer eigenen Homepage >