HCM – Hypertrophe Cardiomyopathie
Die HCM ist eine Form der Herzerkrankungen bei Katzen – die häufigste.
Bei der HCM ist der Herzmuskel verdickt, der ganze oder auch nur Teilabschnitte.
Die Ursachen sind genetisch (angeboren), oder die Hypertrophie entsteht sekundär im Gefolge anderer Erkrankungen (z.B. Verengungen in der Aorta, Bluthochdruck, Schilddrüsenüberfunktion).
Anfangsstadien (kompensiert):
- unspezifisch mit gar keine bis
- verminderter Appetit, Gewichtsverlust
- verminderte Belastbarkeit
- weniger Spieltrieb
- schnell hecheln
- Rhythmusstörungen (falls Herzschlag fühlbar)
Dekompensiert (Körper kann die Folgen nicht mehr ausgleichen bzw. unterdrücken):
- Atemprobleme (Maulatmung!)
- Aszites (Flüssigkeit im Bauch)
- Blutungen im Auge
- (Lähmungen der Beine)
Verdacht auf mögliche Herzprobleme: untypische Geräusche oder Rhythmusstörungen beim Abhören.
Erhärteter Verdacht: Veränderungen im Röntgenbild hinsichtlich der Größe des Herzens, z.B. im Verhältnis zu den Brustwirbeln (VHS = vertebral heart score, ist messbar und damit nicht subjektiv) oder Hinweise auf ein Lungenödem.
Beweis: Herzultraschall
Nur ein Herzultraschall kann etwas über die Dicke des Herzmuskels und das Lumen der Herzinnenräume sagen. Nur so ist eine optimale Empfehlung zu einem Herzmedikament möglich. Ein zu großes Herz muss keine, ein normal großes kann eine (z.B. fokale) HCM haben! Nie nur röntgen!
EKG: Ist bei vielen Katzen mit HCM normal. Rhythmusstörungen können geklärt werden.
Blutuntersuchungen: Sinnvoll zur Unterscheidung bei Atemproblemen ob herz- oder lungenbedingt, aber nicht schnell genug zu bekommen. Bestimmen kann man Troponin I (bei Herz erhöht) oder NT-pro-BNP (auch bei Herz hoch). Beide müssen noch beweisen, ob sie zur Früherkennung und Therapiekontrolle tauglich sind.
Blutdruckmessung: auch zur optimalen Therapieempfehlung (Gründe für Bluthochdruck: Niereninsuffizienz, Schilddrüsenüberfunktion)
Durch die Verdickung der Muskelmasse kommt es zur Verkleinerung des Herzkammerinnenraums, so dass nur eine geringere Blutmenge hineingepumpt werden kann und mehr „davor warten“ muß (Rückstau in den Vorhöfen und Gefäßen). Eine Folge davon ist das Lungenödem (Flüssigkeitsansammlung in der Lunge). Durch den Rückstau können sich die Vorhöfe vergrößern und der Blufluß verlangsamen, was eine Bildung von Thromben (Gerinnseln) begünstigt. Diese Thromben setzen sich in Blutgefäßen an Stellen fest, wo diese im Lumen kleiner werden, typisch in der Aufzweigung der Aorta für die Hinterbeine. Eine Aortenthrombose ist demnach ein plötzliches Geschehen, bei dem die Hinterbeine kalt sind (keine Durchblutung). Auf Grund der mangelnden Versorgung der Beine zieht die Katze das Hinterteil nach (nur 1 Bein möglich) und schreit vor Schmerzen. Je nach dem Ort des Gefäßverschlusses sind auch andere Symptome möglich.
Ganz ohne bemerkte Anzeichen ist auch der plötzliche Herztod (Sekundentod) möglich.
kompensiertes Stadium:
Zur Zeit gibt es keine frühzeitige Therapie, die ein Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt oder den Verlauf eindeutig verbessert ohne tolerierbare Nebenwirkungen (mit einer Ausnahme, die ein erfahrener Herzultraschaller findet – wer nachlesen möchte: bei hochgradigem SAM ist ein Betablocker hilfreich). SAM = Systolic Anterior Motion der Mitralklappe, beim Abhören hörbar und bei Ultraschall mit Farbdoppler klar ersichtlich, wegen der abnormalen Verwirbelungen des Blutes.
Sicherlich nicht schädlich sind pflanzliche/homöopathische Präparate wie z.B. Weißdornzubereitungen (Crataegus).
dekompensiertes Stadium:
- Wassertabletten (Furosemid) gegen Lungenödem und Aszites
- ACE-Hemmer (Enalapril, Benazepril, Ramipril…) zur Lastsenkung, die auf das Herz drückt bzw. wogegen es anpumt (Vor- und Nachlast)
- Herzfrequenz-/Blutdrucksenkung mit Betablockern (Atenolol) oder Kalziumkanalblockern (Amlodipin = Norvasc)
- Kombinationen und Dosisanpassungen nach Ultraschallergebnissen und Blutdruckmessung
- Eine „Standarttherapie für alle“ gibt es nicht.
- Aortenthrombose: schnellste Auflösung Thrombus (Infusion Fibrinolyse (Heparin, Streptokinase,Urokinase, tPA)), Schmerzmittel, Thrombusvorbeuge: ASS, Clopidogrel, Fragmin
- Es sind mehr männliche Tiere betroffen und auch früher als weibliche (erkranken jünger).
- Katzenrassen, bei denen ein gehäuftes Auftreten beobachtet wurde: Maine Coon, Norweger, BKH, Perser, Ragdoll, EHK, seltener: Siam, Burma.
- Ein Gentest bei Maine Coons ist erhältlich, aber wenig sinnvoll.
- Herzerkrankungen auf Grund von Taurinmangel (Dilatative Cardiomyopathie = DCM) kommen fast nicht mehr vor.
- Blutdrucksenker (auch ACE-Hemmer) nie absetzen (vergessen Nachschub zu besorgen), schnellt der Blutdruck hoch, können Gefäße platzen, passiert das im Auge droht eine Erblindung!
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